Dort können auch die neuen Peter Kreuder-Broschüren für Theater und Symphonieorchester angefordert werden.
Chronik "Schön war die Zeit": 1953 - 1955
Auch Peter Kreuders ureigenste persönliche Problematik – die lebenslange Hassliebe-Auseinandersetzung mit seinem wohl recht hochmütig auf E-Musik fixierten Vater – taucht wieder auf. 1940 in „Traummusik“ war die Rivalität zwischen E und U elegant gelöst. Aus der großen Arie einer fiktiven ‚Penelope’-Oper des italienischen Opernkomponisten Riccardo Zandonai (‚Francesca da Rimini’ war sein spätveristisches Hauptwerk) zauberte Kreuder ungemein charmant die Revue-Nummer ‚Traummusik’ für Lizzi Waldmüller. Nun, 1953, in „Liebeskrieg nach Noten“ scheint die Genre-Diskussion, die Regisseur Karl Hartl für seine Frau Marte Harell = E und Johannes Heesters = U inszeniert, geradezu für ein musikalisches Psychogramm von Kreuder-Vater und –Sohn zu dienen. Gewiß wird in diesen Jahren der Kampf – initiiert durch die neue deutsche Innerlichkeit der Kulturellen – forciert durch Alois Melichars erste problematische Kampfschrift ‚Die unteilbare Musik’ von 1952 – mit besonders harten Bandagen geführt. Da trieft in den Feuilletons Spott und Hohn auch über Tschaikowsky-Symphonien. Doch der berechtigte Ärger, den der Vollblutmusiker Kreuder über diese (gottlob inzwischen längst überholte) Richtungs-Diskussion oder vielmehr – Diktatur haben muß, beraubt ihn der Leichtigkeit. Die E-Musik-Passagen, halb parodistisch, halb ernst gemeint, werden lastend. Und das U-Thema ‚Fräulein Käthe, warum sind Sie so etepetete’, virtuos, zu virtuos in allen nur denkbaren Rhythmen variiert, verliert so die Naivität und Eindeutigkeit, die allen großen Erfolgen der leichten Musik ihr Überleben sicherte.
1953
Der größte Wurf gelingt 1954 mit dem Agentenfilm „Die Mücke“. Der Hollywood-erprobte Walter Reisch, der hier einmal als Regisseur und Drehbuchautor nach Deutschland zurückkehrt, gibt auch der Musik alle Chancen für das Melodramatische, das Kreuder ja seit „Mazurka“ im kleinen Finger hat. (In einer Barszene sitzt er persönlich an einem der beiden Flügel – wie 1974 in „Wetterleuchten über dem Zillertal“ an der Orgel). Die Hauptmelodie ‚Es war nur eine Liebelei’, die leitmotivisch den ganzen Film beherrscht, eine slawische Weise auf Brahms-Basis, heizt die Handlung auf. (Merke: in der Zeit des ‚Kalten Kriegs’ sind Agenten und vor allem –innen unterschwellig grundsätzlich östlicher Provencienz).
1954
Doch solche Beherrschung des Metiers ist im deutschen Film immer weniger gefragt. Und Kreuders am wenigsten ausgeprägte Eigenschaft ist die Geduld. Als er 1955 endgültig aus Südamerika zurückkehrt, komponiert er noch für zwei Filme – und dann ist auch mit ihm eine Bastion gefallen, die möglicherweise die deutsche Filmmusik aus einer glorreichen Tradition in Formen von Erneuerung hätte führen können.